Modelltechnik
Was passiert bei der Modelltechnik?
Das Modell bildet die Basis für den Prozess der Herstellung der Orthese.
Bei der Modelltechnik wird die Stellung der Orthese/des Patienten festgelegt (Statik). Ebenso wird die Position und Ausrichtung der Systemgelenke sowie die Distanz der Systemgelenke zum Patientenbein bzw. Modell bestimmt.
Dann wird die innere Orthesenschale auf der Oberfläche des Gipspositivs modelliert, um eine perfekte Passform der Orthesenschalen (entspricht dem Negativ) zu erhalten. Dies ist ein komplexer Vorgang, der viel handwerkliches Geschick und technisches Fingerspitzengefühl erfordert. Zusammengefasst basiert das Modell auf:
- der Form des Patientenbeins (1),
- dem während der Planung der Orthese definierten Versorgungsziel (2) inkl. Korrekturen und Ausgleiche und
- aus funktioneller Sicht maßgeblichen Überlegungen (bzgl. Statik, Position und Ausrichtung der Achsen (3) sowie der Nutzung und Umsetzung der Funktionselemente der Orthese).
Warum beschreiben wir diese Variante der Modelltechnik?
Um ein Modell zu erstellen, das den idealen Kompromiss zwischen Stehen und Gehen eingeht, braucht es u. a. definierte Hebellängen sowie korrekt positionierte Drehpunkte. Der Tragekomfort ist dabei eine Grundvoraussetzung, damit die aus der Bodenreaktionskraft resultierenden Kräfte in funktionell nutzbarem Maße auf das Patientenbein wirken können.
Der Moment der Gipsabdrucknahme ist der erste Moment, in dem auf das Erreichen des Versorgungsziels Einfluss genommen werden kann. Nicht nur, weil eine gute Passform propriozeptiv elementar ist, sondern auch weil die Stellung des Modells den statischen Grundaufbau der Orthese bestimmt. Durch den Gipsabdruck wird auch die Position von Dorsalanschlag und Extensionsanschlag festgelegt.
Die Planung der Orthese sollte vor der Modellerstellung erfolgen, weil dann in diesem Schritt alle wichtigen Daten, wie z. B. die Sprengung, mögliche Ausgleiche und das Korrekturpotenzial, bereits vorliegen. Das erlaubt eine präzise Abdrucknahme und eine genaue Weiterbearbeitung des Modells.
Da dieses Vorgehen sehr effizient ist, entfällt dadurch die zeitintensive Erstellung von Probeschalen und Probeorthesen sowie die Notwendigkeit mehrfacher Anproben und Termine mit dem Patienten.