Fachhändler

Anwendergeschichte von Bert C. Bröcking

trägt eine Orthese mit NEURO TRONIC Systemkniegelenk (Stand 2015)

Steckbrief

  • 1945 geboren
  • verheiratet
  • 2 Kinder, 2 Enkel
  • erste Orthese mit 3 Jahren

Bert Bröcking wird 1945 geboren. Er hofft seine Doktorarbeit an der Universität Tilburg bald fertig zu schreiben. Zuvor hat er viele Jahre im Gesundheitswesen der Provinz Noord Brabant gearbeitet. Außerdem ist er Mitglied einer Arbeitsgruppe für Poliobetroffene der Vereinigung der Muskelerkrankten in den Niederlanden (Spierziekten Nederland).
Sowohl er als auch seine Frau sind in einem Leseclub. Allerdings in zwei verschiedenen. So hat man mehr Austausch mit anderen und kann sich zudem noch über die unterschiedlichen Lektüren unterhalten.

Herr Bröcking, Sie haben Polio. Wie war das für Sie als junger Mensch? Wie haben Sie das wahrgenommen?

Es war sehr schwierig. Man ist immer eingeschränkt. Die anderen klettern auf Bäume oder spielen Fußball. Und ich konnte das eben nicht. Als meine Frau und ich Kinder bekommen haben, war das auch der Fall. Ich konnte mit meinen Kindern nicht Fußball spielen. Das hat meine Frau dann gemacht. Mein jüngster Enkel hat mal zu jemandem gesagt, seine Oma sei sehr sportlich und schlank. Er lacht. Und er hat Recht.

Wann trat die Krankheit bei Ihnen auf?

Als ich ca. ein Jahr alt war, ist der Virus festgestellt worden. Daran habe ich aber keine Erinnerungen. Erst als ich etwas älter wurde.

Wie wurden Sie versorgt, als Sie jung waren? Damals war die Technik ja nicht so weit fortgeschritten, nehme ich an.

Nein, das war sie nicht. Als ich ca. 3 oder 4 Jahre alt war, bekam ich meine erste Orthese. So eine mit Stahl und Leder. Sehr unbequem. Als ich so 8 Jahre alt war, haben meine Eltern und ich beschlossen, dass ich keine Orthese mehr trage. Wir waren sehr unzufrieden damit. Ich habe dann orthopädische Schuhe bekommen. Diese gingen über den Knöchel, fast wie ein Stiefel, um mehr Stabilität zu bekommen. Solche Schuhe habe ich sehr lange ausschließlich getragen.

Hatten Sie Kontakt zu anderen Polio-Patienten oder Menschen, die ebenfalls in irgendeiner Weise ähnliche Erfahrungen wie Sie in ihrem Leben gesammelt haben?

Nein. Ich wollte so normal wie möglich sein und mich nicht abheben oder mich nur mit meinem Handicap beschäftigen. Erst als ich ungefähr 40 war, habe ich ein entspannteres Verhältnis dazu entwickelt. Ende der 80er Jahre bin ich der Vereinigung der Muskelerkrankten in den Niederlanden beigetreten. Dort habe ich viele Polio-Betroffene kennengelernt. Das Ziel unserer Organisation ist, die Betreuung von Menschen mit Polio-Erkrankung in den Niederlanden zu verbessern. Wir haben z. B. erreicht, dass mittlerweile ein Polio-Zentrum am AMC (Academisch Medisch Centrum), dem Universitätsklinikum in Amsterdam, gegründet worden ist.

Es ist ein großer Vorteil, dass man durch die Organisation mit vielen interessanten Menschen in Kontakt kommt, die alle das Beste wollen. Ärzte, Entwickler, Physiotherapeuten usw., sie alle haben das Ziel, Dinge voranzutreiben und weiterzuentwickeln, um Menschen mit Handicap ein einfacheres Leben zu ermöglichen.

Wie sind Sie dann doch wieder zu einer Orthese gekommen?

Ich hatte Rückenschmerzen und bin zufällig mit Prof. Dr. Frans Nollet (heute Rehabilitationsarzt AMC, Amsterdam) in Kontakt gekommen. Das war 1994. Damals war er noch sehr jung und neu in seinem Fachgebiet der Rehabilitation. Er sagte, dass die Rückenschmerzen letztendlich vom Bein bzw. von der Haltung und vom Gang herrührten und er mir eine KAFO empfehlen würde. Überrascht musste ich feststellen, dass sich nicht viel getan hatte in der Orthopädietechnik. Immer noch die gleichen schweren Orthesen aus Stahl und Leder. Wie konnte das sein? Ich war wieder nicht so richtig zufrieden.

Einige Zeit später wurde ich gefragt, ob ich eine neue Orthese testen möchte. Diesmal sollte die Orthese mit Carbonfasern gefertigt sein. Meine erste Carbon-Orthese wog dann nur noch 1 kg. Im Gegensatz zu 4 kg, die man zusätzlich am Bein trägt, eine wirkliche Erleichterung. Jedoch bekam ich nach einem Jahr wieder Rückenschmerzen. Wieder hatte ich Kontakt zu Prof. Dr. Frans Nollet. Er erzählte mir, dass er ein neues, intelligentes Gelenk ausprobieren wolle und ich habe mich angeboten, es zu testen. Und wie klein die Welt ist. Ich habe dann erfahren, dass mein Neffe das Gelenk mitentwickelt hatte. Leider war es für mich nicht ganz passend, da man für dieses SPL-Gelenk das Bein durchschwingen können muss. Das kann ich aber nicht, so bin ich ein paar Mal gestürzt.

Und haben Sie dann ein anderes Gelenk bekommen?

Es dauerte noch etwas. Kees Noppe hat mich gefragt, ob ich ein neues Gelenk ausprobieren möchte. Das NEURO MATIC Systemgelenk war zu dieser Zeit ganz neu und ich war einer der ersten, die mit dem Gelenk versorgt worden sind. Es sperrt anders und ich muss mein Bein nicht durchschwingen können. Ich kann auch mit der Orthese Fahrrad fahren. Das ist sehr wichtig und gut, denn ich fahre im Jahr bestimmt 2000 km mit dem Rad.

Wie lange tragen Sie diese Orthese schon?

Ich trage die Orthese schon seit 2005. Allerdings bekomme ich nun eine Orthese mit einem NEURO TRONIC Gelenk. Morgen wird sie angepasst. Ich bin gespannt, wie es funktioniert und wie gut ich damit zurechtkomme.

Erfahrungen mit der neuen Orthese

April 2016 (8 Monate nach dem ersten Interview)

Im August 2015 haben Sie Ihre neue Orthese mit dem automatischen Kniegelenksystem bekommen. Wie kommen Sie damit zurecht?

Mit dem neuen Gelenk komme ich gut zurecht. Es blockiert, wenn es blockieren muss.* Das gibt mir ein sicheres Gefühl. Noch besser gefällt mir der neue Stand** der Orthese. Das ist für mich eine wichtige und richtige Verbesserung.

*Anm. d. Red.: Im Vergleich zum NEURO MATIC Kniegelenksystem sperrt das NEURO TRONIC Kniegelenksystem vor dem Aufsetzen des Fußes (Sicherungsprinzip e-Motion) am Ende der Schwungphase (terminal swing) und bleibt gesperrt, wenn das Bein im Stand oder bei kleineren Schritten angehoben wird.

**Anm. d. Red.: Der Aufbau der Orthese entspricht der mittleren Standphase (mid stance) des Gangbildes. Beim Gehen ist die Lastenverteilung innerhalb der Orthese an den Gang statt an den Stand angepasst.

Was ist der Unterschied zu dem Gelenk, mit dem Sie vorher gelaufen sind bzw. müssen Sie jetzt etwas anders machen?

Das Gelenk braucht Akkus. Ich muss daran denken, immer Ersatz-Akkus bei mir zu haben. Das vergesse ich dann und wann.

Denken Sie, dass Sie sich daran gewöhnen werden?

Ich muss mich daran gewöhnen. Vielleicht ist in naher Zukunft eine Jacke mit Solarzellen die Lösung für das Ladeproblem der Akkus.

Was hat sich durch das neue Kniegelenk für Sie verbessert?

Das Laufen kostet mich weniger Energie. Ob dieses Gefühl stimmt, ist in dem Lauflabor der Rehaklinik vom AMC in Amsterdam überprüft worden. Die Ergebnisse habe ich bis jetzt noch nicht erhalten.

Fahren Sie mit der neuen Orthese Rad?

Ja, wie vorher ohne Probleme.

Welches Buch haben Sie zuletzt im Leseclub diskutiert?

Wolfgang Herrndorf – Tschick. Es ist ein komisches Buch von einem deutschen Schriftsteller. Kann Ich Ihnen empfehlen.


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